6.11.06

Toddesstrafe für Saddam: Wir sind die Guten

Die europäischen Reaktionen auf das Todesurteil, das ein irakische Gerichts über Ex-Dikator Saddam Hussein (69) verhängt hat, macht eins klar: Wir hier in Europa sind die Guten.

Während aus den USA und aus Großbritannien - zählt eigentlich auch zu Europa, aber eben nicht so ganz - Beifall für das Urteil kommt, macht sich im überwiegenden Rest der EU, darunter Deutschand, blankes Entsetzen breit: Todesurteil! Wie kann das sein? Kann man das noch verhindern?

Saddam ist, so der Vorwurf der Anklage, für den Tod hunderter, wenn nicht tausender Landsleute verantwortlich, in einem Fall durch einen regierungsamtlich verfügten Giftgasanschlag. Das bestreitet auch hier niemand. Wie die "gerechte" Strafe in diesem Fall aussieht - niemand könnte das je sagen. Lebenslänglich? Einzelhaft? Kerker? Freigang? Oder eben doch Todesstrafe?

Nein, das darf nicht sein, sagt SPD-Außenpolitiker Gert Weisskirchen. Zwei Gründe werden von ihm und Mitstreitern im In- und Ausland angeführt: Wir haben keine Todesstrafe, also dürfen auch andere sie nicht haben. Und der Vollzug der Strafe führt zu einer weiteren Eskalation der Gewalt.

Anders ausgedrückt: Eine möglicherweise angemessene Strafe darf wegen ihrer möglichen Folgen nicht vollzogen werden.

Es widerspricht offenbar unserer bedingungslosen Friedfertigkeit, nicht gegen jede Verhängung einer Todesstrafe zu Felde zu ziehen, selbst dann, wenn sie einem der übelsten Verbrecher der Gegenwart gilt. Würde im heutigen Deutschland eigentlich auch der Todesstrafe für den Auschwitz-Kommandanten Höß (hingerichtet 1946) oder den Schreibtisch-Verbrecher Eichmann (hingerichtet 1962) energisch widersprochen?