Tausche niedrigere Versicherungsprämie gegen Verlust des Privatlebens
„Vorsichtige Fahrweise drückt die Prämie“, lautet die
harmlose Überschrift eines Artikels im „Handelsblatt“. Die Idee: Wer sein
Fahrverhalten am Steuer von
einer kleinen GPS-Box im Auto überwachen lässt und – natürlich – vorsichtig
fährt, erhält einen Rabatt auf die Kfz-Versicherungsprämie.
Die Sparkassenversicherung S-Direkt
macht den Anfang. Belohnt werden sollen sogar sanftes Anfahren und Bremsen,
auch – allen Ernstes – vorsichtiges Abbiegen („Kurvenverhalten“) sowie der
Verzicht auf Fahrten in der Dunkelheit.
Ein grandioser Plan! Jede Strecke wird von der Versicherung aufgezeichnet und gespeichert. Sie weiß,
wo der Autofahrer am Wochenende war oder ob er auf dem Weg nach
Hause einen Umweg gefahren hat. Riskante Abend- und
Nachtfahrten allerdings sind gestrichen.
Aber es geht ja noch weiter. Denn wer NICHT
mitmacht, bekommt alsbald eine Prämienerhöhung aufgebrummt – sein Fahrstil ist
ja unbekannt. Womöglich fährt dieser Versicherte in tiefer Nacht! Darüber
hinaus wird er sich allein dadurch verdächtig machen, dass er
an dem Überwachungsprogramm nicht teilnehmen will. Wer hat da was zu verbergen?
Am Ende zahlen alle dieselbe Prämie wie vorher, nur dass die
Versicherungen die totale Kontrolle über jeden gefahrenen Meter der Bevölkerung
haben.
Diese Idee sollte unbedingt auf alle anderen Policen übertragen werden, etwa die Hausrats- und die Krankenversicherung: Wer nachweist, dass er sich im Haushalt vorsichtig bewegt und kein Risiko eingeht, wer seiner Assekuranz seine per iPhone-Armband aufgezeichneten Gesundheitsdaten in Echtzeit meldet, der muss unbedingt mit einem Preisnachlass belohnt werden - so lange, bis sich alle Bürger von allen Versicherungen freiwillig überwachen lassen. 24 Stunden am Tag.
Labels: Versicherungen
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