1.6.07

Die Hexenjagd hat begonnen

Das ist ein Geschäft, dass sich amerikanische Anwaltskanzleien nicht entgehen lassen können: Konzerne wegen des Klimawandels auf Milliardenentschädigungen zu verklagen.

Den Anfang machten Rechtsanwälte bereits im April 2006 mit dem Sturm „Kathrina“, der ein Jahr zuvor über New Orleans zog („Klimasündern droht Prozesswelle“, SPIEGEL ONLINE). Die Anwälte haben 40 Öl-, Gas-, Energie- und Chemieunternehmen verklagt; Vorwurf: Die Firmen hätten zur globalen Erwärmung beigetragen, die dem Hurrikan erst seine zerstörerische Wucht verliehen und Tausende Menschen um ihr Hab und Gut gebracht habe.
Damit ist es amtlich: Nicht der Weg des Hurrikans direkt über die Stadt, nicht das marode Dammsystem, nicht die unzureichenden Rettungsmaßnahmen waren Schuld an Elend und Tod – es ist der, wie es so schön heißt, „anthropogen verursachte Klimawandel“. Und an den glauben die Menschen (insbesondere in den Industriestaaten mit starker 68er-Prägung) stärker als frühere Generationen an den lieben Gott.
Frühere Hurrikane waren genauso stark? Die Erderwärmung führt eher zu weniger und schwächeren Stürmen? Ach was. Selbstloser amerikanischer Anwaltsgeist wird die Klimasünder schon zur Strecke bringen.
Weitere Klagen sind anhängig (Kalifornien vs. Autoindustrie!) oder in Vorbereitung. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Bangla Desh oder die Seychellen Billionenforderungen an die westliche Welt stellen.
Russland und China werden aber ausgenommen, weil das so nette, sympathische Staaten sind, die den zerstörerischen Kapitalismus ja nie wirklich von Herzen übernommen haben, weil es sich dort so schlecht demonstrieren und noch schlechter prozessieren lässt, weil dort nicht so viel zu holen ist und weil ihre undurchschaubaren Regierungen etwas Einschüchterndes haben.
Abweichler werden schnell eingefangen. So wird Nasa-Direktor Griffin von Landsleuten als „ignorant, arrogant, völlig ahnungslos“ und „Ideologe der Anti-Klimawandel-Bewegung (!)“ bezeichnet. Er hatte es im Radio gewagt zu sagen, es sei arrogant anzunehmen, dass sich das Klima in Zukunft nicht ändern könne, und er sich nicht sicher sei, ob die Erwärmung überhaupt ein Problem darstelle.
Die Hexenjagd des 21. Jahrhunderts hat begonnen – gegen die finstere Industrie im Allgemeinen, die großen Konzerne im Besonderen und gegen Einzelpersonen, die sich laut über die Feinheiten des Klimawandels nachzudenken trauen, im ganz Speziellen.

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1 Comments:

Blogger Unknown said...

Glückwunsch zum gelungenen Beitrag und zum hochinteressanten Blog.

Mein Parteibuch würde die Beiträge aus der Berliner Seifenoper gern in dynamischer Blogroll und über den Sammelfeed weiterverbreiten und zur Weiterverbreitung freigeben, falls eine entsprechende Erlaubnis erteilt wird.

Auch würde sich Mein Parteibuch über eine Kontaktaufnahme (gern auch anonym) per E-Mail m.bartels (at) mein-parteibuch.de oder per Skype parteibuch freuen.

4:28 PM  

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