19.4.07

Kinder haben Zukunft

Unsere Freunde von den Öffentlich-Rechtlichen haben die Kinder für sich entdeckt. Unter dem Allerweltsmotto „Kinder sind Zukunft“ dürfen sie sich eine Woche in Erwachsenensendungen austoben.

So erfahren wir im Radio, wie deutsche Kinder die Zukunft sehen: Die Umwelt ist vergiftet, Wälder wird es nicht mehr geben, Roboter verdrängen echte Arbeit. Immerhin, ein Kind wird mit einer Prognose zitiert, die der Realität nahe kommen könnte: „Katzen werden Brillen tragen.“

Die „Bild“-Zeitung will da nicht zurückstehen und lässt das knapp zwölfjährige Töchterchen eines der stellvertretenden Chefredakteure kommentieren. Sie hat „im Fernsehen gesehen, wie die Eisbären von einer Scholle auf die andere springen, weil das Eis schmilzt. Das macht mir echt Angst“. Aber sie ist aktiv geworden: „Ich knipse zum Beispiel immer das Licht in meinem Zimmer aus“ (wann? Wenn sie hereinkommt?), „und wenn wir am Wochenende Brötchen kaufen, wollen wir jetzt immer mit dem Fahrrad zum Bäcker fahren und nicht mit dem Auto. Das macht echt Spaß und ist auch viel gesünder.“ Und Eisbären müssen bald nicht mehr von Scholle zu Scholle springen.

Eine schon zwölfjährige Gymnasiastin aus Berlin darf den Kommentar in den ARD-Tagesthemen sprechen: „Wenn ich mir vorstelle, dass halb Deutschland überschwemmt wird, bekomme ich Angst.“ Aber alles könne noch gut werden, „wenn die Industrie richtig mitmacht und sparsame Autos baut".

Die beiden Mädchen und auch ihre etwas jüngeren Zeitgenossen im Radio haben zwei wichtige deutsche Erkenntnisse also schon mal verinnerlicht. Erstens: Angst ist immer ein erstklassiger Ratgeber, vor allem bei der Bewältigung großer Aufgaben. Zweitens: Die Industrie - spricht: der Kapitalismus - ist an allem Schuld.

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