11.6.07

Willkommen in der Welt der Großen

Und wieder hat ein hübsches junges Mädchen den Altvorderen gesagt, wo's langgeht. Die 16-jährige Lisa Marie Ullrich aus Mainz war, als eine von neun Jugendlichen aus aller Welt, die deutsche Vertreterin beim „Junior-G-8-Gipfel“, eine Institution, mit der sich die Staats- und Regierungschefs als jugendnah schmücken wollen. Und was hatte Fräulein Ullrich, Internatsschülerin auf Schloss Hansenberg, den Großen der Welt zu sagen? Afrika, Aids, Kyoto-Protokoll.
Sieh an. Themen also, die ohnehin auf der „Agenda“ des Gipfels standen. Einmal vor den Mächtigen, betet auch jede Gymnasiastin nur noch den Stoff herunter, den sie glaubt sagen zu müssen – schlau genug, um erkannt zu haben, was Fernsehen und Zeitungen und Öffentlichkeit hören wollen.

Warum werden eigentlich keine Kinder vorgelassen, die den Spitzenpolitikern in Erinnerung rufen, dass es Probleme nicht nur sonstwo auf der Welt, sondern auch hier gibt? Vielleicht, weil Politiker letztlich doch nicht die erste Adresse sind, wenn es ums Problemlösen geht. Und weil gepiercte und tätowierte Problemkinder nicht so foto- und telegen sind wie Mädchen mit weißer Bluse und Haarreif.

Interessant auch, dass immer andere in der Verantwortung sind. Die adrette Lisa Marie Ullrich sagt nicht: „Ich werde auf Auto und Flugreisen verzichten, und wenn alle das tun, löst sich das Klimaproblem.“ Sie sagt nicht: „Ich werde einen Großteil meines erwarteten Gehalts als spätere Chefärztin an afrikanische Projekte geben.“ Sie sagt: Tut ihr was, damit ich nichts tun muss. Herzlichen Willkommen in der Welt der Großen, Lisa!

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2 Comments:

Blogger Lisa said...

Was soll das denn, so pauschal und uninfomiert so etwas zu sagen? Wenn sich Kinder aus problematischen Regionen beim J8-Gipfel, über den wir ausgewählt wurden, beworben hätten und gute Ideen gehabt hätten, dann hätten sie genauso die Möglichkeit gehabt, vor den Staats- und Regierungschefs zu sprechen. Und was ist mit dem Jungen aus Afrika für dessen Teilnahme wir, das deutsche Team mit mir, Lisa Marie Ullrich, sich eingesetzt hat und seinen PLatz sogar für ihn zur verfügung gestellt hätte (was in vielen Pressemitteilungen zu lesen ist!!)? Kommt der etwa nicht aus einer problematischen Region? Wer sagt außerdem, dass ich mich selbst nicht einsetze? Ich habe mich während der letzten Monate intensiv mit den Gipfelthemen befasst und wir haben immer wieder überlegt, was wir jugendliche tun können und sind schon dabei, uns in unterschiedlichster Weise einzusetzen. Nur sagt man das sicherlich nicht direkt zu den Staats- und Regierungschefs, da es in dieser Stunde darum ging, sie, die viel mehr Macht als wir haben, zu überzeugen, dass sie auf großer Ebene etwas umsetzen! Vielleicht sollte man sich vorher erstmal genauer informieren, bevor man so einen Artikel schreibt- oder es probieren besser zu machen...

5:38 PM  
Blogger Der tägliche Wahnsinn said...

Anmerkung der Seifenoper-Redaktion: Lisa hat Recht. Wir werden unsere Argumente künftig noch sorgfältiger abwägen.

9:38 PM  

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