9.2.07

Die Klima-Hitliste

Jetzt, wo wir alle dank der UN-Klimastudie wissen, dass wir dem Untergang geweiht sind, ist es Zeit für eine erste Reaktions-Hitliste der größten Klima-Kapriolen.
Platz 9: Der Berliner Senat überschlägt sich bei der Vorstellung, am 7. Juli eines der "Live Earth"-Popkonzerte ausrichten zu dürfen. "Alles, was dem Klimaschutz dient, sollte unternommen werden", heißt es aus der Senatskanzlei, vom Wirtschaftssenator und von der Umweltsenatorin. Was sie allesamt meinen: Alles, was dem Berlin-Tourismus dient, sollte unternommen werden.
Platz 8: Australien will ab 2012 nur noch Energiesparlampen zulassen. Emissionen Australiens pro Jahr: 600 Millionen Tonnen CO2. Erwarteter Einspareffekt: 800.000 Tonnen oder 0,13 Prozent.
Platz 7: Ein Fachmann der Berliner Baubehörde sagt in einem Interview, die Schäden am Berliner Hauptbahnhof infolge des Sturms "Kyrill" beruhten auf der Klimaveränderung. Mit anderen Worten: Der Wind, das himmlische Kind, ist verantwortlich, nicht Architekt, Baufirma oder Bauaufsicht.
Platz 6: "Angesichts des sich verschärfenden Klimawandels" wollen SPD-Umweltpolitiker "die steuerlichen Privilegien für spritfressende Dienstwagen kappen", meldet eine Nachrichtenagentur. Die Kosten für Firmenwagen sollten nur noch bis zu einer "klimapolitisch vertretbaren Höhe" von der Steuer absetzbar sein. Wir sind gespannt auf eine Festlegung, welches Auto gerade noch "klimapolitisch vertretbar" ist und welches nicht.
Platz 5: "Der Klimawandel bringt mehr Hitzetote und weniger Produktivität", besagt eine Studie des Kieler Wirtschaftsinstituts IfW und dem Naturschutzverband WWF. Liest man genauer, stellt sich heraus: Das passiert nur, wenn es keine Anpassungsprozesse gibt. Warum die Menschen in südlichen, wärmeren Ländern nicht schon heute laufend sterben, wenn der Sommer kommt, wird nicht erläutert.
Platz 4: "86 Prozent wollen deutsche Vorreiterrolle beim Klimaschutz" meldet Greenpeace und beruft sich auf eine Umfrage. Diese hatte aber lediglich zum Ergebnis, dass 86 Prozent von 1002 Bundesbürgern für eine "deutliche Reduzierung der deutschen CO2-Emissionen" sind. Ach, ist doch dasselbe. Außerdem wollen 63 Prozent "in den nächsten Jahren auf Flugreisen verzichten" und 72 Prozent "ein kleineres, sparsames Auto umsteigen". Merkwürdig nur, dass seit Jahren das Gegenteil geschieht.
Platz 3: "Der britische Luftfahrt-Unternehmer Richard Branson hat 25 Millionen Dollar für denjenigen Forscher ausgelobt, der als erster einen Weg zur Reduzierung des CO2-Gehalts in der Atmosphäre findet." Das kann nur noch durch folgende Meldung übertroffen werden: "Mafia lobt Preisgeld für neue Wege zur Verbrechensbekämpfung aus."
Platz 2: "Der Zentralverband Sanitär, Heizung, Klima-, Gebäude- und Energietechnik ruft zum Klimaschutz auf." In der Einladung zu einer Pressekonferenz heißt es: "Anfang Februar haben UN-Klimaexperten eine viel beachtete Studie über die fortschreitende Erderwärmung vorgestellt. Verantwortlich für den beschleunigten Klimawandel ist - da sind sich die Experten einig - der Mensch. Neben den Autoabgasen verursachen auch in Deutschland noch immer veraltete Heizungsanlagen unnötige CO2-Emissonen. Was ist also zu tun?" Keine Frage, was zu tun ist: Die Unternehmen der Branche die Welt retten lassen.
Platz 1: CSU-Generalsekretär Markus Söder schlägt vor, die Erbschaftsteuer an den Klimaschutz zu koppeln. Bei der Vererbung von Immobilien solle sich die Höhe der Steuer danach richten, wie gut die Gebäude unter ökologischen Gesichtspunkten modernisiert würden. "Wer energetisch saniert, muss deutlich weniger Erbschaftsteuer zahlen." Warum der Umweg? Was Not tut, ist eine Klimasteuer generell auf Kinder. Denn das sind die Energieverbraucher und Umweltverschmutzer von morgen. Eltern von Neugeborenen sollten mit einer Klima-Strafsteuer von mehreren hundert Euro im Monat belegt werden.