25.9.07

Atomgetriebener Transrapid

Die wahre Größe einer Nation und einer Regierung zeigt sich nicht allein in ihrer Effizienz, in nackten Wachstums- und Arbeitsmarktzahlen oder in Reformgesetzen - sie zeigt sich auch in ihrer Fähigkeit zur Verschwendung. So gesehen besitzt Deutschland mit dem geplanten Bau einer Transrapidstrecke wahre Größe. Jeder weiß, dass eine gewöhnliche Schnellbahn etwa ein Zehntel der rechnerisch 50 Millionen Euro pro Kilometer Strecke kosten würde, die das Zukunftsprojekt von gestern verschlingen wird. Jeder weiß, dass die Magnetbahn für Langstrecken konzipiert ist und dort 500 km/h schnell sein kann, aber zwischen dem Flughafen München und dem Hauptbahnhof höchstens die Hälfte schafft. Zwei Milliarden Euro, vermutlich etwas mehr, für einen Flughafenzubringer - das ist purer Luxus, wie wir ihn sonst nur von den Golfstaaten und deren Prestigeprojekten kennen. Mit anderen Worten: Nur weil wir aus Schamgefühl mit den Chinesen gleichziehen wollen, denen wir die Bahn ja schon verkauft haben, sorgen wir dafür, dass die Welt für ein paar Minuten auf uns, auf Bayern, auf München blicken wird.

Hintangestellt werden muss die kleinliche Frage des Energieverbrauchs. Die Kanzlerin bekommt das ohnehin nicht mit, denn sie ist gerade beim UNO-Klimagipfel in New York. Doch alles kein Problem, denn die Magnetbahn wird Atromstrom- und damit CO2-frei betrieben: Frankreichs Präsident Sarkozy erklärt am Hudson gut gelaunt, es sei kriminell, wenn jetzt nichts gegen die Erderwärmung getan werde, und empfiehlt als Gegenmittel französische Kernkraftwerke. Na denn: Gute Fahrt!