13.9.07

Berlin, der Kotzbrocken unter allen Städten

Endlich hat es mal jemand laut gesagt: Berlin ist ein bemitleidenswerter Versagerort, der Kotzbrocken unter den deutschen, ach was, weltweiten Städten, ein nur durch Subventionsmilliarden am Leben gehaltenes, rückständiges, überflüssiges Nichts.

Dieser jemand, der es laut gesagt hat, ist Roland Tichy, Chefredakteur der Wirtschaftswoche und ansonsten einer, der gern mal gegen den Strich bürstet. Hier aber liegt er voll im Trend. Zitate aus dem Editorial der Nummer 37 vom 10. September 2007 über die Zukunft der Städte:

„Frankfurt als Finanzplatz konkurriert nicht mit Berlin, sondern mit London und New York.“ Zack!

„Als Ost-West-Drehscheibe wurde Berlin von Wien abgehängt und wird von Warschau degradiert.“ Batsch!

„Hamburg wehrt sich mit Fantasie gegen das mit Abermilliarden hochgepäppelte, aber innerlich seltsam kraftlose Berlin; die Bürgerstädte Dresden und Leipzig führen vor, wie man aus weniger mehr macht, sich wirtschaftlich und gesellschaftlich neu erfindet.“ Peng!

Kurz gesagt: Alle Städte haben Zukunft – außer Berlin.

Tichy sitzt in der Gewinnerstadt Düsseldorf und drischt auf den Verlierer Berlin ein – und zwar völlig zu Recht: Rot-rote Regierung, Kommunisten an der Macht, das kann nur schiefgehen. Es sind die passenden Worte über die Stadt, deren Funktionen nach 1945 Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf, Hannover, Bonn und München unter sich aufgeteilt haben. Als bloßer Kostgänger der Wachstumsregionen hat Berlin nun einmal die Existenzberechtigung verloren: Zurück in den märkischen Staub mit dir, du Moloch.

Na gut, als Miniaturausgabe von Canberra, Brasil oder Ottawa hat Berlin vielleicht doch noch eine Chance als dröge politische Verwaltungsstadt verdient - aber auch das nicht wirklich, denn, so Tichy: „Die kraftvolle regionale Vielfalt kontrastiert mit einer Politik auf Bundesebene, die sich zunehmend zentralistisch verengt.“

Aber das macht auch nichts, da „der einheitliche Nationalstaat nur eine schmerzhafte Periode“ ist. Also: Weg mit der Hauptstadt, weg mit dem Nationalstaat, damit sich die Siegerregionen Deutschlands und der Welt endlich ungestört entfalten können.