12.10.07

Der unbequeme Mahner

Der Friedens-Nobelpreis geht dieses Jahr an den bekannten Katastrophenfilm-Regisseur und Klimaforscher Al Gore. Herzlichen Glückwunsch. Während andere für dieselbe Auszeichnung eine Lebensleistung erbringen müssen, wird der frühere US-Vizepräsident für eine einzige Arbeit geehrt: den Kino-Hit "Klima-Apocalypse Now". Allein schon diese Effizienz ist den Preis wert.
Extrem kritisch ging Klimafachmann Gore mit dem Quellenmaterial um, wägte Fakten ab, stellte alles sachlich und nüchtern dar. Übertreibungen sind dem wandelnden Umweltgewissen Amerikas fremd. Gut - er fliegt zur Verkündung seiner Botschaft ständig rund um die Welt. Aber für die oben galten noch nie dieselben Regeln wie für die unten.
Positiv hervorzuheben ist auch, dass das Nobelpreiskomitee verstärkt zeitgeistige Arbeiten ehrt. Während sich bei Wissenschaftlern und Schriftstellern die Spanne zwischen Hauptwerk und Preis gewöhnlich in mehreren Jahrzehnten misst, folgt der Friedens-Nobelpreis in diesem Fall so schnell aufs Werk wie der Oscar auf einen Hollywood-Streifen.

Und so stoßen wir an auf den Nobelpreis für den unbequemen Mahner aus Tennessee und hoffen mit ihm, dass die Welt endlich untergeht, damit sich das Warnen gelohnt hat. Aber wie das mit Hoffnungen, Prophezeiungen, Prognosen und Wünschen so ist: Sie gehen nicht alle in Erfüllung.