Berliner Seifenoper

22.4.09

Ein tolerantes Schloss

Das Bundeskabinett hat beschlossen, das Berliner Stadtschloss wieder aufzubauen. So weit, so gut, zumindest aus Sicht der Schloss-Befürworter.

Aber so einfach geht das natürlich nicht. Der Kaiser ist uns schließlich abhanden gekommen, und als Museum oder Bibliothek ist der Riesenbau auch nicht ausgelastet. Vor allem müssen Kritiker besänftigt werden. Und wie macht man das? Auf der Multikulti-Schiene natürlich, über Begriffe wie "Toleranz" und "Dialog der Kulturen". Das hat auch der zuständige Bundesbauminister Tiefensee verstanden:

"Deutschland ist eine Kulturnation", heißt es in seiner Presseerklärung zur Kabinettsentscheidung. "Das Humboldtforum steht für Toleranz und Völkerverständigung. Es wird eine moderne Plattform für den Dialog der Kulturen in der Mitte Berlins sein. Hier werden Veranstaltungen, Vorträge, Diskussionen zu Globalisierung und kultureller Identität stattfinden."

Vor unserem geistigen Auge baut sich eine Versammlung auf, die dem Neujahrsempfang der Diplomaten aus aller Welt beim Bundespräsidenten ähnelt: Afrikaner in bunten Gewändern unterhalten sich gepflegt mit Schotten im Rock, Sikhs mit Turban, Mexikanern mit Sombrero und holzbeschuhten Holländern. Und dazwischen glücklich lächende Friedensaktivisten, Globalisierungsgegner und andere Nichtregierungsorganisierte. Dann hat das in "Humboldtforum" umgetaufte Stadtschloss auch wirklich seine Existenzberechtigung gefunden.

21.4.09

Norwegen contra Israel

Norwegische Anwälte wollen wegen des Gaza-Kriegs Anfang 2009 die damalige israelische Regierung vor Gericht bringen. Mehr als 1300 Palästinenser waren damals getötet worden. Im Auftrag von in Norwegen lebenden palästinensischen Familien würden sie Klage wegen Kriegsverbrechen und schwerer Menschenrechtsverletzungen einreichen. Ex-Ministerpräsident Ehud Olmert, der frühere Außenministerin Zipi Livni, Verteidigungsminister Ehud Barak und ranghohe Militärs sollen an Norwegen ausgeliefert werden.

Gerechtes Norwegen! Mutiger Staat, tapfere Anwälte! Weit vom Ort des Geschehens entfernt wird, nun ja, eine Lanze für den Frieden gebrochen.

Norwegens einziger Anrainer heißt Schweden. Für penible Geografen: Es gibt noch ein paar gemeinsame Kilometer mit Finnland in der Nähe des Polarkreises. Palästinenser jedenfalls hat das nordische Land als Gäste, aber nicht als Nachbarn, die seit Jahren und Jahrzehnten Raketen ins Land schießen und Selbstmordattentate verüben würden.

Wie gut passt da, dass von Israel keine Gefahr für Norweger ausgeht. Jüdische Selbstmordattentäter in Oslo oder Raketen auf Stavanger sind nicht zu erwarten. Bei unseren palästinensischen Freunden ist man sich da ja nicht so sicher. Die Karikatur-erprobten Dänen können dazu ein paar kleine Geschichten von arabischer Solidarität erzählen bezüglich Flaggenverbrennung und Warenboykott.

Sensibel haben die nordischen Juristen auch das Datum ihrer Aktion gewählt: am israelischen Holocaust-Gedenktag. Also, Ihr tapferen Nordländer, auf in den Kampf für Gerechtigkeit!

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