Berliner Seifenoper

21.4.08

Künstlerische Arbeitslosigkeit

Das Bundesarbeitsministerium nimmt sich der Arbeitslosigkeit jetzt auch künstlerisch an. Eine Ausstellung im Hause "gibt Einblicke in die Lebens- und Alltagswelt älterer arbeitsloser Menschen“, wie es in der Einladung heißt. Den Betrachter erwarten „Kunstprojekte, die im Rahmen des Bundesprogramms Perspektive 50plus – Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen“ entstanden sind.

Das Ministerium ist dafür ganz sicher der richtige Ort. Denn seit mehreren Jahrzehnten schon bekämpft es unter mehreren Dutzen Ministern, mit hunderten von Programmen sowie Abermilliarden von D-Mark und Euro die Arbeitslosigkeit.

Verantwortlich für dieses in Deutschland bekanntlich besonders gehäuft auftretende Phänomen waren und sind aber niemals die politische Linie des Ministeriums selbst, weltmeisterlich hohe Sozialbeiträge oder beständig "haltet den Dieb!" rufende Minister. Schuld ist immer „das System“, das jetzt unter der Chiffre „Globalisierung“ firmiert, dessen schlimme Folgen man nur mit viel Geld (von anderen) an Betroffene lindern kann - und dessen Opfer sich nun endlich schöpferisch Aufmerksamkeit verschaffen.

Die nächste Ausstellung im Ministerium ist schon in Planung. Titel: „Das Ergebnis jahrzehntelanger Bemühungen von Bund und Ländern um eine gelungene Bildungs- und Integrationspolitik, die niemanden zurücklässt." Zu sehen sein werden abstrakte, verstörende Gemälde und grotesk verformte Skulpturen.

10.4.08

Die Gewinnerstädte

Leverkusen ist die neuntwertvollste Stadt Deutschlands. Wer hätte das gedacht? Das Prädikat hat einen Namen: Bayer. Der Wert von Städten wird neuerdings nämlich am Börsenwert der Konzern-Hauptsitze gemessen.

Auf Platz eins rangiert, na klar, München. Allianz, BMW und Siemens lassen grüßen. Es folgen München, München und München. Kleiner Scherz. Es folgen Düsseldorf (mit Eon), Bonn (Post und Telekom), Frankfurt (diverse Banken), Stuttgart (Daimler), Wolfsburg (VW), Essen (RWE), Ludwigshafen (BASF), Leverkusen und Walldorf (SAP).

Alles unterhalb der Top Ten ist letztlich wertlos. Zu diesen Städten zählen unter anderem Bremen, Nürnberg, aber auch Hamburg. Berlin, Dresden oder Leipzig sind sowieso überflüssige Kostgänger der Republik. Kein Konzern - kein Wert.

Man sollte den Nutzen von Städten überhaupt nur noch an der Marktkapitalisierung ihrer Aktiengesellschaften bemessen. Danach sollten auch Fördergelder gezielt verteilt werden, damit es eines Tages nur noch Gewinnerstädte gibt. Zehn reichen völlig.

SPD demnächst im Umfragehoch

Genau 34,2 Prozent holte die SPD bei der Bundestagswahl 2005. In Umfragen sackte sie danach auf 30 Prozent ab, aktuell pendelt sie noch um 25 Prozent. Im Sommer werden es 20 Prozent sein, im Herbst 15, im Winter 10 und im Frühjahr schließlich 5 Prozent.

Dank geschieht ein Wunder. Mit sinkender Distanz zur nächsten Bundestagswahl 2009 werden sich die Sozialdemokraten - egal unter welchem Parteivorsitzenden - aus dem Umfragetief erholen. Zur Wahl werden sie - egal mit welchem Spitzenkandidaten - um die 30 Prozent pendeln und das als großes Comeback feiern. Und irgendwie wird sie sich wieder in die Regierung hineinwursteln.

Aber zwischendurch, auf der SPD-Titanic, haben wir alle jede Menge Spaß gehabt.

4.4.08

Windrad - Seltener Vogel 1:0

Die Hauptstadt bekommt demnächst auch endlich ihr erstes Windrad, im Außenbezirk Pankow. Wurde aber auch Zeit. Etwa eine Million solcher Propeller in Berlin, und man bräuchte kein herkömmliches Kraftwerk mehr!
Verzögert wurde der Baubeginn, wie so oft, auf juristischem Weg. Geklagt hatten aber nicht etwa erboste Nachbarn der Anlage, sondern - Naturschützer. Der Ökoverband BUND sah eine seltene Vogelart gefährdet. In Berlin-Pankow. So können sich verschiedene hehre Umweltziele gegenseitig im Weg stehen.
Die Güterabwägung ergab: Die Rettung der Menschheit hat Vorrang vor der Vogelart. Eine absolut richtige Entscheidung, denn: Ohne Windräder sind ja beide bald weg, Mensch und Vogel. Wir danken dem weitsichtigen Richter.