Berliner Seifenoper

30.11.06

Steinbrück und Gasprom

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hat eindrucksvoll bewiesen, dass er bei einer Kanzlerkandidatensuche der Sozialdemokraten erste Wahl wäre. Er beherrscht nämlich eine wichtige Grundvoraussetzung wie kein zweiter in seiner Partei: unkritisches Daherquasseln.

"Seitdem die Russen bei Schalke 04 dabei sind, sind die auch Tabellenführer", wird Steinbrück auf einem SPD-Wirtschaftskongress Ende November zitiert. Der Minister nahm damit Stellung zu Berichten über einen möglichen Einstieg des russischen Telefonmonopolisten Sistema bei der Deutschen Telekom.

Nun heißt es zwar "seit" und nicht "seitdem". Das soll aber nicht weiter stören, auf die Botschaften kommt es an. Die erste lautet: Pychologie ist alles. Denn da der russische Gasmonopolist Gasprom erst Anfang 2007 bei Schalke 04 einsteigt, was Steinbrück als informierter Minister sicher weiß, meint er in Wirklichkeit den Vorfreude-Effekt bei den Fußballern auf den hochmögenden Sponsor.
Entscheidend aber ist eine andere Botschaft. Nämlich die, gegenüber Diktaturen und solchen, die es werden wollen, keine Berühungsängste zu zeigen
- wenn nur die Investoren Schlange stehen. Direkte Kontrolle der Industrie durch den Kreml, Bündelung aller wirtschaftlichen Macht in den Händen einiger Dutzend Personen, dubioser Umgang mit Kritikern - das soll, das darf alles keine Rolle spielen, wenn es um Geld und Arbeitslpätze geht. Und nur Kleingeister würden rügen, dass der heimischen Wirtschaft der umgekehrte Zugang verwehrt ist.
Steinbrück hat Recht: Wenn wir nur die Augenbrauen heben, wandert der schöne Rubel womöglich woanders hin. Chelski London sollte Warnung genug sein. Jetzt sind wir mal dran. Schließlich bezahlen wir Deutschen die Einkäufe über unsere Gasrechnung letztlich selbst. Also: Augen zu, Tür auf!

24.11.06

Exportschlager Sozialsystem

Manche Bürger dachten bislang, "Made in Germany" sei ein Synonym allein für erstklassige Wertarbeit, und dafür seien deutsche Produkte im Ausland beliebt.

Falsch! "Made in Germany" ist ein soziales Gütesiegel. Industrie- und Endkunden in aller Welt interessieren sich wegen unserer üppigen Sozialleistungen für unsere Waren.

Es bedurfte eines Bundesarbeits- und -sozialministers Franz Müntefering (SPD), um uns über dieses Missverständnis aufzuklären: „Die Marke ,Made in Germany' steht nicht nur für hohe Produktqualität, sondern immer auch für hohe soziale Sicherheit“, sagte der umtriebige Minister auf einer von ihm höchstselbst einberufenen internationalen Konferenz („Globalisierung fair gestalten - kohärente Politik für mehr Beschäftigung und menschenwürdige Arbeit").

Dank Müntefering wissen wir jetzt endlich, wie Einkaufsmanager handeln. In den USA beispielsweise etwa so: "Eigentlich ist das japanische Produkt ja billiger und besser", murmelte der Importeur vor sich hin. "Aber haben die Germans nicht eine so tolle soziale Grundsicherung? Und diesen Wahnsinns-Kündigungsschutz? Alright, ich nehme das deutsche."

21.11.06

Counterstrike ist schuld

Die „Killerspiel“-Debatte ist wieder einmal voll entbrannt. Ein Achtzehnjähriger verletzt fünf Menschen an seiner ehemaligen Schule schwer und tötet sich selbst. Vorher hatte Sebastian B. (Achtung Boulevardfernsehen: „Bastian die Bestie“ würde gut passen!) am Computer Counterstrike und Doom 3 gespielt.
Das hohe Interesse an Ballerspielen (Fachjargon: Ego-Shooter) ist in der Öffentlichkeit zum Symbol aller jugendlichen Amokläufer geworden. Auch der Mörder vom Erfurter Gutenberg-Gymnasium zählte ja dazu.
Die Reaktionen kamen schnell und waren eindeutig: Nicht der Spieler, sondern das Spiel ist schuld. Unsere medial hochkompetenten Politiker von Union (Wolfgang Bosbach, Jörg Schönbohm) und SPD (Dieter Wiefelspütz) forderten umgehend ein Verbot von solchen „Killerspielen“. Denn sie haben die wahre Ursache von Verbrechen (Hang zu Waffen und allem Gewaltsamen) und Folgewirkung (seelisch gestörter Einzelgänger) präzise auseinandergehalten.
Man denke nur, welches Unglück hätte vermieden werden können, wären diese Schreckensspiele schon in früheren Jahrzehnten und Jahrhunderten verboten gewesen. Hätten sich Hitler, Stalin und Mao nicht tagein, tagaus diese Gewaltvideos und –games reingezogen, wäre millionenfacher Mord vielleicht nie geschehen!
Und schon mal dabei, sollte man noch weitere Spiele aus dem Verkehr ziehen, namhaft Autorenn-Simulationen. Und was ist mit der zunehmenden Zahl von zerbrochenen Freundschaften, Ehekrisen und Scheidungen? Weg mit dem gefährlichen Spiel "Sims"!

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16.11.06

Keiner kennt Kurt Beck, aber alle lieben ihn

"Kurt Beck ist Deutschlands glaubwürdigster Politiker", meldet "Politik & Kommunikation". Die Fachzeitschrift für parlamentarische Lobbyarbeit hatte Emnid beauftragt, um folgendes herauszufinden: "64 Prozent der Bundesbürger, denen Kurt Beck bekannt ist, halten ihn für sehr glaubwürdig oder eher glaubwürdig."

Der entscheidende Teilsatz lautet: "... denen Kurt Beck bekannt ist". Aber wer kennt Kurt Beck? Allzu viele können es nicht sein. Das ergibt sich aus einer weiteren Emnid-Umfrage, diesmal im Auftrag von "Bunte". Die Fachzeitschrift für Klatsch und Tratsch ließ den Bekanntheitsgrad aller Bundesminister erfragen.

Wolfgang Schäuble kommt dabei, nach Beck, mit 62 Prozent auf Platz zwei (Emnid I). Aber nur 25 Prozent der Bürger konnten seinen Namen auf Anhieb mit dem Amt des Innenministers in Verbindung bringen (Emnid II). Die restlichen drei Viertel halten ihn für den Erfinder des Automobils oder einen Nudelfabrikanten - daher die vielen positiven Stimmen.

Aauf Platz zehn der Beliebtheitsskala landet Bundesarbeitsminister Franz Müntefering mit 49 Prozent. Nur jedem fünften Befragten gelang die spontane Zuordnung, was unter den Ministern immerhin zu Rang fünf beim Bekanntheitsgrad reicht.
Hier einige Eselsbrücken für die wichtigsten Minister:

Gabriel - Will alle AKW sofort stilllegen = Umweltminister.
Glos - Will unbegrenzte AKW-Laufzeiten = Wirtschaftsminister.
Jung - Will unsere Jungs in Südafghanistan und Nordschleswig einmarschieren lassen = Verteidigungsminister.
Müntefering - Will Rente mit 50 für SPD- und Gewerkschaftsmitglieder sowie Rente mit 70 für alle anderen = Arbeitsminister.
Schmidt - Will die staatliche Einheits-Krankenkasse für alle = Gesundheitsministerin.
Schäuble - Will Panzer vor Bundesliga-Stadien auffahren lassen = Innenminister.
Steinbrück - Will Mehrwertsteuer auf 38 Prozent erhöhen, um Kürzungen im Haushalt zu vermeiden = Finanzminister.
Steinmeier - Will unsere Jungs aus Nordafghanistan und Südschleswig abziehen = Außenminister.
Tiefensee - Will der Deutschen Bahn ihr Beförderungsmonopol zurückgeben = Verkehrsminister.
Von der Leyen - Will Elterngeld in Höhe eines Staatssekretärsalärs = Familienministerin.

Und Beck, den nach dieser Liste auch nur höchstens 15 Prozent der Deutschen kennen können: Will Deutschland in eine große, gutgelaunte, gemütliche Winzerlandschaft verwandeln, für die Unterschicht gibt's Freiwein = SPD-Chef und Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz.

14.11.06

Klimaschutz: Malta-Deutschland 1:0

Mit dem Klimaschutz verhält es sich so: Alle sind dafür, aber es geschieht nichts. Die Autos fahren, die Laster rollen, die Flugzeuge fliegen, die Schornsteine von Kraftwerken und Industrie rauchen. Das vermeintliche Kyoto-Musterland Deutschland macht da keine Ausnahme. Hier werden ein paar Euro extra auf Strom und Benzin gezahlt, da noch ein paar Windräder in die Landschaft gesetzt, dort verpflichtet sich die Autoindustrie zu unverbindlichen Sparzielen, das war's auch schon mit dem Klimaschutz.

Dennoch sollte man nichts schlechtreden. Das Kyoto-Protokoll, stellt der Umweltökonom Lutz Wicke in der "FAZ" fest, sei "ein sehr großer diplomatischer Erfolg" (weiß das auch das Weltklima?). Nur: "Die Öffentlichkeit weiß zu wenig über die erschreckend begrenzte Wirksamkeit dieses Protokolls." Und: "Jedes Jahr steigen die Kohlendioxid-Emissionen etwas mehr."

Kopf hoch, Herr Wicke. Gefühlt sinken die Emissionen schon, mit jedem neuen Windrad in der Lüneburger Heide. Und die Leute kennen die Zusammenhänge ganz genau. Deshalb zeigen mit dem Finger mahnend auf Amerika und China, kaufen sich dann aber PS-starke Off-Roader und fliegen übers Wochenende nach Rom und Paris.

Erkannt hat die Lücke zwischen Anspruch und Realität Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD). Den Weltklimagipfel in Nairobi im Rücken, will er die EU auf eine Einsparung von 30 Prozent "Treibhausgasen" bis 2020 gegenüber 1990 verpflichten. Für das Vorbildland Deutschland sollen 40 Prozent gelten. "Kyoto Plus" hört sich ohne Zweifel besser an als "Plansoll-Übererfüllung". Wenn alle anderen Länder genau so begeistert von unserer Musterschüler-Attitüde sind wie wir selbst, dann klappt das auch.

Der Kampf um die Spitze ist aber hart, Herr Gabriel. Nach dem "Klimaschutz-Index" des Climate Action Network liegt Deutschland nur auf Platz fünf, hinter Schweden, Großbritannien, Dänemark und Malta.

Malta! Die malerische Mittelmeerinsel (Foto: La Valetta) hat etwa 400.000 Einwohner, so viel wie Düsseldorf also. Am Ende retten ein paar Malteser das Klima, bekommen den Weltmusterschüler-Award - und wir stehen blamiert da. Herr Gabriel, übernehmen Sie!

10.11.06

USA: Deutschland hat gewählt

Deutschland hat gewählt! Sowohl im US-Senat als auch im Repräsentantenhaus hat die Demokratische Partei seit langer Zeit endlich wieder eine Mehrheit. Die „taz“ bringt es erfreut auf den Punkt: „Amerika wird immer demokratischer“. Die „Zeit“ hatte kurz vor den Wahlen noch gebangt: „Gebt uns das gute Amerika zurück“.

Jetzt ist es zurück. Was eine Erleichterung. George W. Bush, der tyrannische Finsterling, ist politisch geschwächt. Der Despot muss jetzt gegen beide Kammern regieren, die Diktatur geht ihrem Ende entgegen.
Im Startblock als seine Nachfolgerin steht schon Hillary Clinton bereit. Eine absolute Mehrheit der Bundesbürger, von der eine Kanzlerin Angela Merkel nur träumen könnte, wäre ihr sicher.
Dass Mrs. Clinton für den Irak-Krieg gestimmt hat, soll die Vorfreude jetzt nicht trüben. Dass Bill Clinton das Kyoto-Protokoll nicht unterschrieb, in Haiti einmarschierte, Somalia bombardierte und gegen Terroristen überhaupt nichts unternahm, auch nicht.

Gut zwei Jahre noch, und es wird heißen: „Angie meets Hillary“. Zwei nette Damen verbreiten Frieden auf Erden. Aber wie lautete nochmal der Plan der Demokraten zum Abzug aus Irak?

8.11.06

Innovationen: Hoffnung für Deutschland

Deutschland liegt mit seiner Innovationsfähigkeit unter 17 Industrieländern auf Platz 7, hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung ermittelt - hinter den USA, Finnland, der Schweiz, Schweden, Dänemark und Japan.

Die Amerikaner haben unter anderem die Automatik-Gangschaltung, den Sixpack und die musikberieselte Shopping Mall erfunden. Die Finnen sind nicht nur führend in der Sauna-Technologie, sondern hatten auch schon mehr Funktelefone als Einwohner, als sich Deutsche noch über klobige "C-Netz"-Apparate mobil verständigten.
Die Schweiz holte Bronze mit ihrer zukunftsweisenden Standort-Initiative "Bei uns zahlen Millionäre gerade so viel Steuern, dass sie herziehen". In Schweden hat ein Möbelhaus ein Lizenzgebührensystem erfunden, mit dessen Hilfe alle Gewinne in Niedrigsteuerländer transferiert werden. Dänemark fiel mit einer innovativen Medienkampagne auf, die das kleine Land mit minimalem Aufwand weltweit in die Schlagzeilen brachte, auch bekannt als "Karikaturenstreit". Japan überzeugte die Jury mit neuartigen Manga-Comics und Videospielen, doch gab es auch Punktabzug, weil manches davon jugendgefährdend ist.
„Mit deutlichem Rückstand befindet sich Deutschland im breiten Mittelfeld“, heißt es weiter. Wodurch hat sich unsere Bundesregierung denn zuletzt ausgezeichnet? Durch eine Intervention in Brüssel gegen die Erhöhung der Biersteuer. Und wo steht das Flugzeugwerk, das für den Flop des Jahres, den Airbus A380, nur Kabelsalat geliefert hat? In Hamburg, Germany!
Schlusslicht ist Italien. Das war klar. Dort werden Formel-1-Wagen gebaut, die im entscheidenden Rennen der Saison mit einem Kolbenfresser liegen bleiben: unverzeihlich.
Besteht Hoffnung für Deutschland? Aber ja. Mittlerweile gibt es hier als einzigem Land der Welt mehr Handy-Klingeltöne als Einwohner. Jede S-Bahn-Fahrt, jeder Aufenthalt im Wartezimmer wird zum Jazzkonzert. Das fließt aber erst in die Bewertung der Studie 2007 ein. Vielleicht reicht es dann fürs Siegertreppchen.

6.11.06

Stromausfall? Wählen Sie die 110!

Stromausfall in großen Teilen Europas einschließlich Deutschlands am Samstagabend. Erwachsene Menschen, mündige Bürger machen von ihrem Wahlrecht massenhaft Gebrauch und wählen zu Tausenden die bekannten Stromausfall-Hotline-Nummern: die 110 und die 112.

Wie muss man sich einen solchen Anruf vorstellen? Was wird da gesagt? „
Hallo, Polizei! Wir haben keinen Strom!“ Oder: „Ist da die Feuerwehr? Wissen Sie vielleicht, was los ist?“

Hobbyfunker haben unsere Freunde und Helfer abgehört. Hier ihre "Top Ten" der besten Antworten:

10. „Gut, dass Sie anrufen. Ursache ist ein umgekippter Strommast am Feldweg in Ihrer Nähe. Können Sie hingehen und mithelfen, ihn wieder aufzurichten? Bringen Sie eine Taschenlampe mit.“
9. „Haben Sie ein Auto- oder batteriebetriebenes Radio? Das dürfen Sie jetzt auf keinen Fall einschalten, um Nachrichten zu hören. Dadurch wird das Stromnetz zusätzlich belastet. Fragen Sie einen Nachbarn, vielleicht weiß der was.“
8. „Wir haben die Ursache soeben ermittelt. Zu viele Menschen im Emsland haben 'Wetten, daß' geguckt. Das führte zu einer Überlastung im regionalen Netz, die sich auf ganz Europa ausgewirkt hat.“
7. „Aus dem gleichen Grund wollten wir gerade Sie anrufen. Und - haben Sie eine Vermutung?“
6. „Seien Sie doch froh, dass Sie nicht in Schwarzafrika wohnen. Da ist immer Stromausfall.“
5. "Tut uns Leid, aufgrund laufender Ermittlungen gilt für uns absolute Schweigepflicht. ... Wie haben Sie eigentlich unsere hochgeheime Telefonnummer herausgefunden?"
4. „Wir wissen es nicht, aber wir raten Ihnen dringend davon ab, bei Ihrem Energieversorger anzurufen, um sich dort zu erkundigen. Am Ende bricht auch noch das Telefonnetz zusammen!“
3. „Noch nicht gehört? Das ist der "Abend ohne Strom" - eine umweltpolitische Maßnahme unserer Bundesregierung im Vorfeld des Klimagipfels in Nairobi. Wie Sie wissen, stehen auch die Züge still. Und denken Sie dran: Autofahren ist bis morgen früh ebenfalls verboten.“
2. „Ja, wir haben den Stromdieb geschnappt. Er wird gerade dem Haftrichter vorgeführt. Den Strom haben wir sichergestellt, er ist in einer halben Stunde wieder da.“
Und schließlich ...
1. „Unsere Feuerwehr-Spezialisten sind dabei, das Problem zu beheben. Der Notfalldienst der Elektrizitätswerke pumpt derweil ein paar Keller leer, holt eine Katze aus einem Baum und löscht einen Reifenlagerbrand."

Toddesstrafe für Saddam: Wir sind die Guten

Die europäischen Reaktionen auf das Todesurteil, das ein irakische Gerichts über Ex-Dikator Saddam Hussein (69) verhängt hat, macht eins klar: Wir hier in Europa sind die Guten.

Während aus den USA und aus Großbritannien - zählt eigentlich auch zu Europa, aber eben nicht so ganz - Beifall für das Urteil kommt, macht sich im überwiegenden Rest der EU, darunter Deutschand, blankes Entsetzen breit: Todesurteil! Wie kann das sein? Kann man das noch verhindern?

Saddam ist, so der Vorwurf der Anklage, für den Tod hunderter, wenn nicht tausender Landsleute verantwortlich, in einem Fall durch einen regierungsamtlich verfügten Giftgasanschlag. Das bestreitet auch hier niemand. Wie die "gerechte" Strafe in diesem Fall aussieht - niemand könnte das je sagen. Lebenslänglich? Einzelhaft? Kerker? Freigang? Oder eben doch Todesstrafe?

Nein, das darf nicht sein, sagt SPD-Außenpolitiker Gert Weisskirchen. Zwei Gründe werden von ihm und Mitstreitern im In- und Ausland angeführt: Wir haben keine Todesstrafe, also dürfen auch andere sie nicht haben. Und der Vollzug der Strafe führt zu einer weiteren Eskalation der Gewalt.

Anders ausgedrückt: Eine möglicherweise angemessene Strafe darf wegen ihrer möglichen Folgen nicht vollzogen werden.

Es widerspricht offenbar unserer bedingungslosen Friedfertigkeit, nicht gegen jede Verhängung einer Todesstrafe zu Felde zu ziehen, selbst dann, wenn sie einem der übelsten Verbrecher der Gegenwart gilt. Würde im heutigen Deutschland eigentlich auch der Todesstrafe für den Auschwitz-Kommandanten Höß (hingerichtet 1946) oder den Schreibtisch-Verbrecher Eichmann (hingerichtet 1962) energisch widersprochen?



5.11.06

Alle Kindergärten sofort abschaffen!

Den Vogel der Woche hat der Journalist Konrad Adam abgeschossen. In einem Leitartikel in der "Welt" vom 3.11.2006 macht er beim Thema "Einheitsschule" einen unverhofften Ausflug in den Kindergarten:

"Die Pisa-Resultate sind vergessen. Sie bestanden ja nicht nur im Nachweis der relativen Überlegenheit des gegliederten Schulsystems, sondern auch in der auffälligen Koinzidenz von intensiver Frühbetreuung und schlechtem Leistungsstand der Schüler: Wo möglichst viele Kinder möglichst früh dem Staat und seinen Einrichtungen ausgeliefert werden, in Brandenburg zum Beispiel oder in Berlin, sind die Schulleistungen schlecht. Wo das Betreuungsangebot begrenzt und jedenfalls nicht die Regel ist, wie in Bayern oder Baden-Württemberg, schneiden die Schüler beim Pisa-Test dagegen deutlicher besser ab. Das sind statistische Beweise ..."

Das ist mal ein Wort! Zunächst gilt es festzuhalten:
  1. Den Kindergarten als Beitrag zur frühen Bildung des Nachwuchses (Sprechen, Singen, Tanzen, Basteln), zur Integrationsförderung und zur Entlastung von Eltern - reine Propaganda von Emanzen, Alt-68ern und GEW-Mitgliedern (möglicherweise in Personalunion).
  2. Nur Mütter sind in der Lage, ihren Kindern etwas zu vermitteln.
  3. Das Schulsystem und die Schule selbst haben überhaupt keinen Einfluss auf den Bildungsstand. Das hat sich alles schon vorher entschieden.
  4. Länder mit hoher Kindergartendichte und großem Pisa-Erfolg (Japan, Finnland) haben doch nur bei den Tests geschummelt.
  5. Frankreich (Kindergarten-Versorgungsquote über 90%) ist ein Land der Kretins. Man sehe sich nur das Airbus-A380-Desaster an, das sagt doch alles! Der geschasste Airbus-Chef Noel Forgeard war höchstwahrscheinlich im Kindergarten.
Die Konsequenzen sind klar:
  1. Alle Kindergärten sofort abschaffen.
  2. Verbot der Berufstätigkeit für Mütter.
  3. Dauerfernsehen von 9 bis 13 Uhr: Egal, alles ist besser als der Kindergarten.
  4. Verloren gegangene Traditionen, die im Kindergarten gepflegt werden (Tischmanieren, Herbst-Basteln mit Kastanien, Weihnachtsliedersingen), per Gesetz in der Familie verpflichtend machen.
  5. Zwangs-Volkshochschulkurse für Migrantenkinder mit mangelnden Deutschkenntnissen.

2.11.06

Creditreform-Studie: Der Norden ist schlauer

Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform hat ihre Verschuldungskarte für Deutschland 2006 veröffentlicht. Grün sind die Landkreise, in denen höchstens sechs Prozent der Haushalte verschuldet sind. Rot bedeutet eine Verschuldungsquote von mehr als 14 Prozent.

Wie nicht anders zu erwarten, ist Bayern knallgrün, Berlin hingegen rot in rot. Auch Baden-Württemberg sieht wie eine saftige Wiese aus, während der Großteil des Ostens, aber auch des Nordens aussieht wie eine lodernde Feuersbrunst.

Das kann nur eins bedeuten: Im Süden der Repblik können die Menschen einfach nicht mit Geld umgehen. Denn jeder angehende Ökonomiestudent lernt ja, dass Kredite die Wirtschaft ankurbeln und Konsum das Wachstum belebt.

Die Ursachen sind vielfältig. Da ist zum einen fehlendes Zukunftsvertrauen, das sich in heftigem Angstsparen ausdrückt. Zweiter Grund ist mangelnde Bildung. Wer, wie Bayern, immer mehr Geld in die Eliteförderung steckt, muss sich nicht wundern, wenn die breite Masse in Wirtschaftsfragen auf der Strecke bleibt. In Baden-Württemberg kommt das Traditions-Klischee der Sparsamkeit hinzu, von dem sich die Schwaben nicht trennen wollen. In Boom-Zeiten wie in den 1970er Jahren mag das angehen, in einer Stagnations-Ära ist das absolut wirtschaftsschädlich.

So ist dann auch die Farbenwahl von Creditreform zu verstehen: Grün steht für behagliche Trägheit, rot für feurige Dynamik.

Selbstmord aus Angst vor dem Tod

In Erfurt hat sich ein 73-jähriger evangelischer Pastor aus Sorge vor der Ausbreitung des Islam das Leben genommen.
Da habt ihr's, Islamisten! Jetzt schlagen wir zurück! Bei uns bringen sich die Leute schon um wegen euch!

Eine Google-Suche mit den Begriffen "Erfurt" und "Islamismus" ergibt allerdings lediglich, dass eine Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der dortigen Universität zum Thema "Islamismus und Demokratisierung in Ägypten" promoviert wurde. Das scheint schon das Islamistischste an ganz Erfurt zu sein.
Zurück zum armen Pfarrer. Hier hat wohl jemand Selbstmord aus Angst vor dem Tod begangen. Möglicherweise ist dieser Lösungsansatz zum Umgang mit dem islamischen Fundamentalismus gesamtgesellschaftlich nicht praktikabel.