Berliner Seifenoper

26.1.07

Kein Foto von Anette Fröhlich

Das ist doch merkwürdig. Angeblich hat das Internet doch ein phänomenales, ja endloses Gedächtnis. Wenn Hans-Heribert Ziegelhuber einmal unter seinem vollen Namen in einem Forumsbeitrag geschrieben hat: „Angela Merkel ist doof“, dann steht das auf Ewigkeit im Netz, und wenn es das Forum nicht mehr gibt, dann immer noch eine Million Jahre im Cache, dem Speicher fürs Historische, von Google. Die Folge: Hans-Heribert Ziegelhuber bekommt für den Rest seines Lebens keinen Job mehr, falls er einen sucht.

Jetzt aber, wo man gezielt etwas finden will, ist es nicht auffindbar. Beispielsweise ein Bild der Rechtsanwältin Anette Fröhlich, 32, derzeit schwangere Geliebte von Bundesagrarminister Horst Seehofer und im Hauptberuf Büroleiterin des CDU-Bundestagsabgeordneten Laurenz „RWE“ Meyer. Fröhlichs Bild wurde von Meyers Internet-Auftritt schnell gelöscht. Nichts im Cache. Der „Berliner Kurier“ hatte sich erfrecht, sie mit kurzem Text und Bild ins Internet zu bringen. Im Cache: der kurze Text - und ein Platzhalter fürs verschwundene Bild.

Drum merke: Unangenehme Dinge auf höherer Ebene verschwinden auf geheimnisvolle Weise binnen Tagen, wenn nicht Minuten. Der Forumsbeitrag von Herrn Ziegelhuber aber bleibt auf immer bestehen.

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18.1.07

Seehofers persönlicher Einsatz

Bundesagrarminister Horst Seehofer (CSU, 57) hat einen wichtigen Beitrag zur anhaltenden Demografiedebatte geleistet: Er wird, nach einer Pause von rund 16 Jahren, in wenigen Monaten zum vierten Mal Vater. Zwar ist die werdende Mutter nicht seine eigene Frau, die sich im heimischen Bayern um die ersten drei kümmert, sondern die Referentin eines CDU-Bundestagsabgeordneten.
Aber darauf soll es nicht so genau ankommen. Was zählt, ist: Seehofers Vorstoß (pardon!) kommt zur rechten Zeit. Gerade dieser Tage sind die Zeitungen voll von Berichten, dass die Franzosen alle Geburtenrekorde übertreffen. Mit knapp 2,1 Kindern pro Frau liegen sie europaweit an der Spitze, mit mehr als 800.000 Neugeborenen 2006 hängen sie Deutschland ab.

Der Minister beweist: Es geht doch, man muss nur wollen. Und er wollte unbedingt. Seine persönliche Geburtenrate beträgt demnächst 4,0. Vorbildlich! Und da heißt es immer, Politiker seien abgehoben und fern vom Volk. Die Wahrheit ist: Würde das Volk Seehofer folgen, würde sich die Demografiedebatte von selbst erledigen.

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17.1.07

Staatssekretär Hintze im Super-Airbus

Wenn das nicht die peinlichste Pressemitteilung des noch jungen Jahres 2007 ist: Das Bundeswirtschaftsministerium teilt mit, dass deutsche Journalisten an einem "Pressebriefing" der "Airbusminister" in Toulouse teilhaben dürfen, so sie dort zugegen sind.

Die Pressevertreter sind "herzlich eingeladen" an den "Poste de Garde St. Martin, 376 route de Bayonne, 31060 St. Martin du Touch, cedex 09". Unausgesprrochen gilt somit das alte Otto-Motto: "Wie Sie dahinkommen, ist Ihre Sache."

Die Verquickung des europäischen Staatskonzerns EADS/Airbus mit der Politik ist mittlerweile also so groß, dass es sogar schon "Airbusminister" gibt. Die Korrespondenten dürfen die "Airbusminister" nach ihren Eindrücken befragen, nachdem die Politiker mit dem Airbus A380 eine Runde geflogen sind. Auch darf man Fotos von dem technisch noch nicht ganz ausgereiften Superflugzeug machen. Toll!

Und wer ist deutscher "Airbusminister"? Weil der echte zuständige Minister selbst offenbar keine Zeit dafür hat, das fliegende Milliardengrab zu bestaunen, schickt er seinen parlamentarischen Staatssekretär Peter Hintze vor. Behörden-Prosa: Der frühere CDU-Generalsekretär "vertritt das Airbus-Partnerland Deutschland".

Zeitungen und Fernsehsender werden viel Geld dafür bezahlen, um Exklusivfotos und -aussagen eines Politikers zu bekommen, der zu stark überhöhten Bezügen auf den Posten eines leitenden Ministerialfunktionärs abgeschoben wurde und nun eine Lustreise nach Südfrankreich machen darf. Das Medienereignis des Jahres!

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8.1.07

Behördendeutsch aus dem Arbeitsministerium

Jüngst ist die Ausbildungsvermittlungs-Erstattungs-Verordnung in Kraft getreten, meldet das Bundesarbeitsministerium stolz. „Sie basiert auf der Neuregelung des § 16 Absatz 1b des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch - Grundsicherung für Arbeitssuchende - die durch Artikel 1 Nummer 14 des Gesetzes zur Fortentwicklung der Grundsicherung für Arbeitsuchende eingefügt worden und am 1. August 2006 in Kraft getreten ist.“

Aha. Und weiter: Die Verordnung „regelt die Erstattung von Aufwendungen für die Träger der Grundsicherung für Arbeitsuchende, die die Ausbildungsvermittlung für hilfebedürftige Ausbildungsuchende durch die für die Arbeitsförderung zuständigen Stellen der Bundesagentur für Arbeit wahrnehmen lassen“.

Alles klar? Das Ministerium will uns doch nur folgendes sagen: Für die Vermittlung junger Menschen auf einen Ausbildungsplatz ist eigentlich die örtliche Arbeitsagentur zuständig. Sie kann diese Aufgabe aber an die Bundesagentur für Arbeit abgeben, zumal „Nürnberg“ einen besseren Überblick über die bundesweit freien Stellen und selbst eine eigene Abteilung für die Suche nach Ausbildungsplätzen hat. Aber das wäre wohl zu einfach gewesen.