Berliner Seifenoper

27.11.12

Der wahre Sieger der Weltklimarunde in Doha

Fürs Weltklima wird es in den nächsten Tagen spannend, die Doha-Runde beginnt. Diesmal gibt es keine ergebnislosen Gespräche über freien Welthandel, sondern voraussichtlich ergebnislose Gespräche über Klimawandel. Aber warten wir's ab.

Das Zitat des Tages dazu steuert niemand Geringeres bei als Bundesumweltminister Peter Altmeier. Das ist der Mann, der immer nur Gutes über alles und zu jedem sagt, niemals ein böses Wort. Altmeier ist eine Geheimwaffe der CDU für den anstehenden Bundestagswahlkampf, die Opposition hat es nur noch nicht gemerkt .

Der Minister sagt also: Deutschland stehe in Doha in der Verantwortung, beim Klimaschutz weltweites Vorbild und Vorreiter zu sein. "Es liegt auch in unserem wirtschaftlichen Interesse. Wir haben sehr viele Unternehmen, die mit Klimaschutztechnologie viele Arbeitsplätze geschaffen haben und gutes Geld verdienen." Das sei bei Rückschritten im Klimaschutz gefährdet.

Jobs geschaffen, Geld verdient? Das ist beides absolut korrekt! Die Wirkungskette geht so: Den Bürgern wird via Stromrechnung ein maximal möglicher Betrag aus der Tasche gezogen, um diese Unternehmen zu finanzieren. Der Betrag wird politisch so festgelegt, dass der Unmut in der Bevölkerung nicht überhand nimmt - gerade so an der Grenze eben. "Benchmark" ist das teuerste Land der EU, in diesem Fall Dänemark, aber Platz zwei darf es schon sein ("Andere sind ja noch teurer, was wollen Sie denn").

In der Summe macht dieser Betrag derzeit etwa 20 Milliarden Euro im Jahr aus, die als Subventionen direkt in die Taschen von Windparkbetreibern und Solardachbesitzern fließen - bekanntlich auch dann, wenn deren Strom gar nicht abgenommen wird.

Es wird also gutes Geld verdient! Und wer so viel Geld vom Staat zugeschaufelt bekommt, der hat natürlich auch Geld für Arbeitsplätze. Großzügig angenommen, es wären 500.000, dann ist jede Stelle mit etwa 40.000 Euro subventioniert. Nicht schlecht.

Wem das merkwürdig vorkommt, dem sei gesagt (und dem wird auch immer wieder gesagt): Die Atomindustrie wurde in den 1950er- und 1960er-Jahren doch auch hoch subventioniert. Die Fehler von damals zu wiederholen, ist also nichts als ausgleichende Gerechtigkeit.

Und jetzt: auf nach Doha. Ein Gewinner steht schon fest. Nein, nicht das Weltklima, sondern der öko-industrielle Komplex in Deutschland. Nächstes Jahr gibt es voraussichtlich 25 Milliarden Euro Subventionen.



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26.11.12

Mit Hubert Weiger zurück in die Steinzeit


Es gibt Menschen, die vorbildlich positiven Geist versprühen und für sich, ihre Landleute und den Rest der Welt immer nur das allerbeste wollen - Menschen wie Hubert Weiger zum Beispiel, Vorsitzender des Umweltverbands BUND. Sagt er doch glatt in einem Gastbeitrag "Gefährliches Tauwetter" in der Süddeutschen Zeitung vom 26. November 2012 zum Thema "Klimawandel": 

"Jeder Deutsche sollte schon in naher Zukunft nicht mehr als 1,5 Tonnen CO2 in Anspruch nehmen, damit ärmere Länder noch die Möglichkeit haben, sich zu entwickeln. Mit rund neun Tonnen pro Jahr sind wir davon jedoch noch weit entfernt."

Ein großartiges Ziel! Dazu muss man wissen, dass jedes Neugeborene in Deutschland schon einen „CO2-Rucksack“ von vier Tonnen mit sich herumschleppt, also jede(r) Deutsche von Geburt an ein Klimasünder ist, bevor das Blag überhaupt nur auf den Kindersitz eines Autos gesetzt wird. Das liegt unter anderem an der Grundversorgung mit Krankenhäusern, Lebensmittelgeschäften oder Straßenbeleuchtung plus Stadtverwaltung, Polizei und Feuerwehr, wie sie für ein Industrieland mit 80 Millionen Einwohnern nun mal Standard ist.

Aber wäre es nicht großartig, niemand hierzulande würde mehr CO2 ausstoßen, damit der Rest der Welt umso mehr emittieren kann? Zu erreichen wäre das BUND-Ziel - und es soll ja ganz schnell gehen! - am besten durch ein Leben wie in der Steinzeit. Unser Aktionsradius ginge dann nicht mehr übers eigene Lehmhüttendorf hinaus. Was nicht zu Fuß oder per Pferd erreicht werden kann, ist nicht drin. Also nicht nur keine Erdbeeren aus Spanien, auch keine Milch aus Neu-Ulm für den, der in Ulm wohnt!

Nur das wäre wirklich konsequent. Denn schon ein öffentlicher Verkehrssektor, der laut Herrn Weiger doch künftig ausgebaut werden soll, verträgt sich nicht den mit 1,5 Tonnen, ein funktionierendes Schul- und Gesundheitswesen ebenso wenig.

Die Rückverwandlung Deutschlands in ein kleinzelliges, autarkes Agrarland hat bei Lichte betrachtet eigentlich nur Vorteile. Vor allem gehen wir dem Rest der Welt nicht mehr durch unsere Vorreiterrollen-Verbissenheit auf die Nerven.

Was auch keiner ahnt: Mit der Rückkehr zu einer gehöftartigen Selbstversorgungswirtschaft wären wir allen anderen um Epochen voraus - die versuchen sich ja gerde erst an dem Wirtschafts- und Wachstumsmodell, das Deutschland in den vergangenen sechs Jahrzehnten verfolgt hat, hängen hinter unserem fortschrittlichen Denken also um Längen zurück. 

Vor allem stellt ein Land, das per nachträglich doch noch umgesetzten Morgenthau-Plan freiwillig ganz unten stehen will, damit andere darüber stehen können, schon bald das auf alle Zeiten beliebteste Volk der Welt. Was wollte man mehr? Danke, Herr Weiger!
  




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12.11.12

Chefinnen feuern sensibler!

Wir brauchen mehr Frauen im Vorstand, ganz klar. Denn: Sie sind nicht so verbissen-ehrgeizig wie Männer und stürzen sich nicht Hals über Kopf in jedes unternehmerische Risiko. Vor allem sind sie sozial kompetenter, humaner und harmonischer.

Nehmen wir als Beispiel Eon-Personalchefin Regine Stachelhaus. Die verheiratete Mutter zweier Kinder (Quelle: "Handelsblatt") komplimentiert gerade 11.000 Mitarbeiter aus dem Düsseldorfer Energiekonzern heraus.

Aber das macht sie sozialverträglich, schließlich war Frau Stachelhaus vorher Deutschlandchefin der UNO-Kinderhilfsorganisation Unicef! Und so wird der Entlassungs-Zeitraum über fünf Jahre verteilt, es gibt Vorruhestandsregelungen, Abfindungen und eine Beschäftigungsgesellschaft.

Damit, dass der frühere Eon-Chef Wulf Bernotat zuvor Auslandszukäufe von rund sieben Milliarden Euro in den Sand gesetzt hatte (Quelle: "Handelsblatt") und der Aktienkurs binnen fünf Jahren von etwa 50 auf 15 Euro gefallen ist, hat die Entlassungswelle sicher nichts zu tun. Das war halt ein Mann, kaltherzig und skrupellos.

Ganz anders Frau Stachelhaus. Sie hat wegen der laufenden Aktion "gleiche Leistung bei halber Personalstärke" oft schlecht geschlafen, wie sie jetzt offenbart (Quelle: "Handelsblatt"): "Es geht ja nicht nur um Stellen, sondern um Familien, Kinder, ältere Mitarbeiter." Merke: Frauen feuern sensibler!

Gespannt blicken wir nun auf Gruner + Jahr. Dort fällt in den nächsten Tagen die Entscheidung, was aus "Financial Times Deutschland", "Capital" und "Impulse" wird. Den Vorgang verantwortet die frisch gekürte G+J-Deutschlandchefin Julia Jäkel (Quelle: "FAZ"). Die Beschäftigten - Journalisten, Verwaltungsangestelle, Assistentinnen - sollten sich keine Sorgen machen. Frau Jäkel ist schließlich eine Frau, liebevolle Mutter von zwei Kindern dazu. Das wird also alles sozial kompetent, human und harmonisch ablaufen!

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